2 Wochen Trekking in den Anden

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17.1. Los geht’s!
Uta hat uns abgeholt. Der Weg fuehrt uns durch den, mit knapp 5Km, laengsten Tunnel 
Suedamerikas.  An der Mautstelle geht es familiaer zu – man kennt sich. Wenige Kilometer
weiter machen wir einen Stopp und ersteigen einen Aussichtspunkt mit einem schoenen
Ausblick auf den Gletscher des erloschenen Vulkans Sierra Nevada.

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Danach sind wir zu Gast in Utas Haus. Das Haus ist einfach aber solide und ueberaus
praktisch eingerichtet. In der Kueche steht ein großer Tisch mit einem Geburtstagskuchen.
Utas Tochter Ursula hat Geburtstag. Wir lassen uns gerne einladen, muessen aber bald
weiter.
Auf der Fahrt erzaehlt uns Uta wissenswertes aus der Gegend. So werden im Tal von Lonquimay
hochwertige Rinder gezuechtet die sich aber auf Grund der kleinen Herdengroeße nur schlecht
vermarkten lassen. Die Eisenbahn musste wegen Ineffizienz sterben. Bisherige Versuche
touristische Infrastruktur (Radwege, Wanderwege) zu entwickeln scheiterten meist.
Das ist schade, denn die Gegend ist wunderschoen und auch fuer Touristen gut zu erreichen.
Wir machen einen Abstecher zur Hosteria von Donde Juancho in Lonquimay. Zur Hosteria
gehoert ein gepflegtes Restaurant. Die Versuchung ist groß, aber wir sind heute schon zum
Mittagessen eingeladen.
Hinter Lonquimay ist die uns vertraute Welt zu Ende – wir sind draußen. Es folgen 50
Kilometer einspurige Schotterpiste entlang des Rio Bio Bio. Ab und zu ein Haus. Es ist
kein Mensch zu sehen. Seit dem der Bio Bio reguliert ist, gibt es auch keine Rafing Touren
mehr, aber zum paddeln und Angeln waere es durchaus ueberlegenswert. Die Gegend ist von
Mapuche bewohnt, die ihr Nomadenleben aber noch nicht ganz aufgegeben haben.
Wir ueberqueren den BioBio und fahren im Tal des Flueßchens Ranquil aufwaerts. Wir erfahren
daß unser Guide Patricio und sein Onkel Jorge im Tal etwas beneidet werden, weil sie im
Tourismus einen Nebenerwerb gefunden haben. Jorge wird mit uns in die Berge gehen.
Patricio arbeitet im Hauptberuf fuer die Gemeinde und wird uns aller 3 Tage Proviant
bringen. Erst einmal nehmen wir aber zwei Fußgaenger mit. Der Weg ist weit, die Straße
staubig. Man hilft sich hier untereinander.

Wir erreichen Jorges Haus. Die Menschen sind uns auf Anhieb sympathisch.
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Alle sind neugierig auf uns, wollen mit uns reden  aber wir verstehen kein Wort. Zum einen
ist unser Spanisch eher mangelhaft aber vor allem sprechen die Menschen hier einen eigenen
Dialekt. Nur gut dass Uta mit ist und dolmetschen kann.
Wer sagt denn dass Ziege streng schmeck? Das was wir zum Mittag bekommen ist lecker! Es
gibt gegrillte Ziege, Salat, Brot, rote Beete und als Nachtisch Saubohnen.
Zum Abschluß werden wir in die Geheimnisse der Mate Tee Zeremonie eingeweiht. Das geht so:
Der Gastgeber fuellt die Teetasse mit Teeblaettern und Zucker steckt einen metallenen
„Trinkhalm“ hinein, fuellt mit heißem Wasser auf und trinkt zuerst. Danach wird immer
wieder mit Zucker und heißem Wasser aufgefuellt und die Tasse in der Runde weitergereicht.
Wer genuegend Tee getrunken hat, bedankt sich deutlich beim Gastgeber. Ohne dass wir uns
dessen bewusst waren, haben wir die Aufnahmepruefung fuer die Bergtour bestanden. Man wird
miteinander klar kommen.
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Die Tour wird von Jorges Sommerhaus starten. Jorge reite mit dem Lasttier voraus.
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Und wir fahren mit dem Pickup hinterher.

Unterwegs besuchen wir noch Patricios Haus und seinen Biogarten. Na ja, es waere auch etwas
aufwendig zum naechsten Baumarkt zu fahren um Duenger zu kaufen.
Weiter geht’s ins Internet. Nicht dass hier oben Netzzugang waere... die Heuernte mit
Ochsenkarren von Patricios Internetseite ist noch mal als bewegtes Bild zu bestaunen.
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Endlich sind wir am Sommerhaus. Auspacken, schwatzen. Fueße vertreten? Nein es geht zur
mobilen Polizeistation. Wer im Grenzgebiet unterwegs ist muss gemeldet sein.
Nach dem die Formalitaeten erledigt sind nutzen wir unsere neu gewonnene Freiheit fuer 
einen Spaziergang zum Fluesschen Ranquil. Das Wasser ist warm genug um zu baden. 
Wir stecken nur die Fueße rein und lassen die Seele baumeln. Nach einer Weile kommt 
Bewegung in das Wasser. Die Forellen haben sich an uns gewoehnt und gehen ihrem Tagewerk  
nach. In einem 100m² großen Pool springen die Forellen im Sekundentakt. Das hab ich so 
noch nie erlebt. Ganz ohne Kormoran, den Reizvogel aller europaeischen Angler, geht es 
auch hier nicht. Aber solange die Raeuber nicht im Rudel auftreten scheint der 
Forellenbestand nicht in Gefahr zu sein.
Zelt aufbauen, Abendbrot, schlafen.

18.1. Wir haben zu viel Gepaeck.
Es ist kaum zu glauben was wir alles nicht brauchen werden, aber Perlita wird nur unsere
Tasche, unseren Seesack, gefuellt mit Isomatten und Schlafsaecken, sowie die Provianttasche
tragen. Der Rest bleibt da oder am Mann.

0100
 
Es geht los.
0104

Wie jetzt, Valecita kommt auch mit? Eigentlich wollten wir nur Proviant. Selber Kochen
geht schon.... Wir koennen doch nicht den Kindern die Mutter weg nehmen. Viel Zeit zum
Nachdenken bleibt nicht, die Aussicht 14 Tage lang als Lasstier missbraucht zu werden,
waehrend die anderen Pferde die Aue abgrasen, ist fuer Perlita nicht eben verlockend. Nach
100m wird mir zum ersten Mal klar warum es eine ganz dumme Idee gewesen waere mit Pferd und
ohne Guide loszuziehen.
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Jorge ist ausgebildeter Guide. Bestandteil der Schulung war auch wie die Pferde zu
bepacken sind. Das Gepaeck ist so verschnuert dass es sich im Notfall loest, herunterrutscht
und die Beine des Pferdes blockiert. Es faellt kein boeses Wort, das Gepaeck wird konsequent
wieder aufgeladen und weiter geht es.
Wir biegen in ein Seitental ab. Der Weg ist gut gangbar – aber ueberall dieser Staub. Ueber
die Jahre haben zig-tausende Hufe jeden Kruemel Erde auf dem Weg zu knoechelhoch liegendem
Staub zermalmt.
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Bevor wir zum ersten mal ins Schwitzen kommen, werden wir uns bewusst: Wir haben zu viele
Sachen mit – weil wechseln wird keinen Sinn machen - nach 30 Minuten ist eh alles
eingestaubt. Dafuer ist die Gegend schoen und der Himmel strahlt im schoensten blau.

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Gut dass wir wenigstens einige Tage zum akklimatisieren hatten, sonst haetten wir sehr
schnell einen Sonnenbrand. Wir steigen im Tal aufwaerts, machen mehrmals unter Araukarien
Rast und erreichen das Tal des Pulul.
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Hier sieht es ein bisschen aus wie in Jurassic Parc. Große Herden frei laufender Tiere
durchstreifen die Ebene, an den Haengen stehen Araukarien, in der Luft laermen Schwaerme
fremdartig anmutender Voegel. Gut, es sind nur Kuehe die da weiden, aber dafuer sind sie echt
und die Ibise werden uns die ganze Reise begleiten ohne dass ihr Anblick fuer uns
selbstverstaendlich wird.
La Perla scheint sich mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben. In der Naehe steht eine
Hirtenhuette – da machen wir Rast. Alle Hirtenhuetten stehen in der Naehe einer sauberen
Quelle – es gibt Tee. Kaum sind wir an der Huette, tauchen in der Ferne zwei Reiter auf.
Besucher sind eine willkommene Abwechslung im Tal.
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Nach kurzem Plausch mit den Hirten ziehen wir weiter. Nach weiteren zwei Stunden erreichen
wir unser weiter flußabwaerts gelegenes Tagesziel.
Leider war eine Rinderherde schneller an den Bueschen – oder schon immer hier. Das schaut
nach dem Gesetz der Wildnis aus: Da sein oder vertrieben werden. Ramona ist noch nicht so
fit im Stierkampf. Nun, wir haben ja einen Hund dabei... Und siehe da, der gegenueber
fremden Menschen so aengstlich auftretende Guardian hat richtig Mut.
Hier also wir wollen hier zelten? So richtig koennen wir uns das nicht vorstellen. „Das
Gelaende ist so uneben koennen wir nicht noch ein Stueck weiter?“ Die Campingwiese am
Flussufer kommt nicht in Betracht – da ist keine Quelle. Zum Glueck ist eine Hirtenhuette in
der Naehe. Auch da werden die Rinder Besitzansprueche geltend machen und Guardian wird ueber
Nacht vollauf damit beschaeftigt sein die Machtfrage zu klaeren.
Noch aber scheint die Sonne und nach dem das Zelt aufgebaut ist, geht Jorge zum Wasserfall
um mir die Kaffeedosenvariante der Forellenangelei zu zeigen.

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Ich hatte mir vorgenommen Ramona in diesem Urlaub nicht mit meiner Angelei zu langweilen.
Demzufolge hatte ich all mein Angelzeug zu Hause im Schrank gelassen. Vor dem Abmarsch drue
ckte mir jedoch Jorge noch eine recht kraeftig ausgelegte Angel in die Hand. Die Forellen
haben ausgiebig Zeit, sich darueber lustig zu machen mit welchem Kaelberstrick ich auf sie
losgehen will. Jorge hat auf seine Kaffeedose ebenfalls eine Schnur gewickelt, die eher
dazu geeignet ist Aale aus Hindernissen zu ziehen, als Forellen die Scheu vorm Angelgeraet
zu nehmen.
Ich bin neugierig. Bei naeherer Betrachtung ist die Handhabung der Kaffeedose nicht so weit
entfernt von der in Europa ueblicherweise verwendeten Stationaerrolle. Die Schnur ist ganz
normal auf die Dose gewickelt. Der Deckel hat ein Langloch damit man die Dose von innen
mit der Hand fest halten kann. Zum werfen zeigt die Dose in Wurfrichtung – die Schnur kann
ganz leicht von der Dose gleiten. Beim Schnur einholen wir die Dose quer gehalten und mit
der Hand aufgewickelt.  Man braucht nur etwas Uebung. Jorge wirft mit der Hand weiter als
ich mit der Rute. Da ich im Umgang mit Angelgeraet nicht ganz ungeuebt bin, waere anzumerken
daß der Vorteil seines etwas gewichtigeren Koeders den Vorteil der Federkraft meiner Rute
aufzuwiegen scheint. Aber wir wollen ja nicht nur Wurfuebungen veranstalten. Irgendwie bin
ich auch froh daß keine Forellen beißen. Es haette mein Weltbild zerstoert wenn man, ohne
Deckung zu nehmen mit brauner 0.40er Schnur, an einem klaren Gebirgsbach Forellen faengt.

19.1. Das Tal des Pulul verengt sich.
Wir wandern auf einem schmalen Pfad am Steilhang weiter talab.

0137

La Perla hat sich doch noch nicht mit ihrem Schicksal abgefunden und fand die Gelegenheit
guenstig lieber tot als Lasttier zu sein. Jorge muss all seine Kraft aufbringen um zu
verhindern dass Perlita in die Schlucht stuerzt. Wir sind in der Wildnis, und nur auf uns
gestellt. Es waere nicht auszudenken was passiert wenn sich das Lasttier verletzt. Nach dem
die Situation bereinigt ist bleibt nur ein Weg – Vorwaerts. 

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Das Tal wird wieder weiter, wir gehen runter zum Fluss.

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Das Gelaende ist unwegsam. Wir muessen mehrmals den Fluss durchqueren. Die Wanderschuhe
ziehen wir nur fuer die erste Durchquerung aus. Weiter geht es durch Bambusdickicht bis wir
den Einlauf der Laguna Marianqua erreichen. Die Sonne scheint inzwischen so stark, dass an
ein weitergehen nicht zu denken ist. Auch setzen und die Bremsen zu.

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Nach dem Mittag halten wir Siesta. Ich muß den See erkunden. Im See sind Forellen. Ich
kann erkennen wie mehrere Nachlaeufer meinen Kaelberstrick bestaunen und zum Glueck wieder
abdrehen – bis auf ein besonders unvernuenfiges Exemplar. Nach dem sich die Forelle nicht
wieder zuruecksetzen laesst breche ich die Angelei ab. Gefangene Fische lassen sich bei der
Hitze nicht aufbewahren.
Um an das andere Ende des Sees zu gelangen muessen wir nochmals den Fluss queren. Das
gestaltet sich in dem sumpfigen Gelaende recht abenteuerlich.

Am Auslauf werden wir mal wieder von einer Rinderherde als Eindringlinge betrachtet.

0151

Immerhin stellt sich diesmal nicht die Frage ob wir diesen, von majestaetischen Araukarien
gesaeumten, Platz fuer unser Nachtlager beanspruchen wollen. Es ist einfach schoen hier. Man
koennte auch laenger bleiben. Wir richten uns ein, und da Abendbrot ansteht ist jetzt eine
gute Gelegenheit es noch einmal mit angeln zu versuchen.
Der Auslauf sieht ideal aus. Ich sehe einige Nachlaeufer. Jorge faengt an der gleichen
Stelle mit der Kaffeedose eine 2-Pfuendige Regenbogenforelle. Mit Kaelberstrick und ohne
Deckung. Mit aehnlichem Erfolg geht es direkt im See weiter. Mein Weltbild ist zerstoert und
das Abendbrot gesichert.
Die Gelegenheit zu pruefen, ob die unterschiedlichen Fangergebnisse am verwendeten
Fanggeraet lagen, sprich ob auch Ramona mit Jorges Kaffedose Forellen fangen kann,
scheitert beim zweiten Auswurfversuch am naechsten Busch. Wir finden Jorges
Spezial-Spinnkoeder nicht wieder.

Valencita bereitet aus den Forellen ein koestliches Abendmahl. Wir genießen den Abend am
Lagerfeuer und bewundern spaeter noch lange den von Fremdlicht freien Sternenhimmel.

0155

In der Nacht hat Guardian wieder ordentlich zu tun. Aber etwas ist anders. So boese knurren
haben wir ihn noch nie gehoert. Da muß etwas groeßeres unterwegs sein. Am naechsten Morgen
bestaetigt Jorge daß ein Puma in der Naehe war.

20.1. Schade es geht weiter.
Abschiedsfoto mit Señora Ramona, Jorge und Perlita vor dem Panorama der Laguna Marianqua.

0161

Der Weg ins Nachbartal ist gut gangbar. Die Sonne brennt. Ausruestungsempfehlung: pro
Person ein langaermliges pflegeleichtes Hemd und ein Baumwolltuch fuer den Hals.
Gegen Mittag erreichen wir einen „Wirtschaftshof“. Umgeben von maechtigen Araukarien steht
eine groeßere Huette und ein Viehgatter.

0167

Im Schatten vor der Huetter wartet Particios Reitpferd Napoleon. Unser Proviantnachschub
ist eingetroffen. Geht es allen gut? Ja doch! Am Feuer wartet ein halbes Zicklein auf
seine Zubereitung.	

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Waehrend Patricio das Fleisch grillt, schauen wir uns draußen um. Es ist schoen hier. Die
Aeste der Araukarien reichen fast bis auf den Boden. Endlich koennen wir uns einmal einen
Fruchtstand aus der Naehe betrachten.

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Die Baume muten urtuemlich an. Wir waeren nicht wirklich ueberrascht wenn jetzt hinter den
Baeumen eine Herde Mammuts auftauchen wuerde.
Das Zicklein schmeckt hervorragend. Siesta bis 16 Uhr! Patricio reitet nach Abnahme der
Einkaufsliste zurueck.
Kaum haben wir uns hingelegt kommt Leben auf den Hof. Zum ersten und letzten mal auf
unserer Wanderung begegnen wir Touristen. Ein Mann aus Temuco hat fuer 3 Tage einen Ausritt
gebucht. Wir schauen uns gern seine Fotos an, aber den Wein lehnen wir dankend ab. Die
Reiter haben ein Zicklein mit gebracht, dem zurecht schlimmes graut.

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Um 16 Uhr ist das Zicklein abgehaeutet und wird sauber und fachgerecht geteilt. Auch wenn
es die Umgebung nicht auf Anhieb vermuten laesst, wird beim Schlachten peinlich auf
Sauberkeit geachtet.	


La Perla wird abgesattelt. Aus irgendeinem Grund geht es heute nicht weiter. Vielleicht
passt das Wetter nicht. Es ist etwas Wind aufgekommen und ein paar Wolken sind zu sehen.
Na ja, dann genießen wir den Hirtenhof. Zunaechst muessen wir aber erst mal die Wiese
kehren.

0179

Hier gibt es keinen sterilen Touristencampingplatz. Wer keine Schafsmurmeln vorm
Zelteingang will, muss kehren. Mit einem improvisierten Reisigbesen geht das schon.
Gegen Sonnenuntergang kommen die frei umher laufenden Pferde zu den Araukarien und
posieren fuers Foto Shooting.

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21.1. Wir ziehen weiter talaufwaerts in Richtung Grenze nach Argentinien. Pampagras und
Mischwald wechseln sich ab. Nach kurzem Weg erreichen wir ein „Bewaesserungsgebiet“.

0202

Unser neuer Gastgeber leitet den Bach regelmaeßig um, damit er mehr frisches Gras fuer seine
Ziegen zu bekommt. Das hat zur Folge, dass wir hier unser Trinkwasser abkochen mit einem
Sieb von organischen Rueckstaenden befreien muessen.

Die Zelte sind schnell auf gebaut und nach der Siesta geht es ohne Gepaeck zum
Tagesausflug. Wir durchqueren das Tal und erreichen ein malerisch gelegenes Seitental mit
friedlich weidenden Rindern und Pferden.

0203

Der Anblick entschaedigt fuer den schweißtreibenden Aufstieg in praller Hochgebirgssonne.
Die Wanderung soll uns eigentlich bis zum Andenkamm bringen, aber es ist einfach zu heiß.
Wir rasten oberhalb der Weiden verzichten aber auf die letzten Hoehenmeter.
Da! Ein schwarzer Punkt am Himmel! El Condor? No! Der Besucher bietet mir die passende
Gelegenheit zu lernen, dass der Autofokus meiner Kamera selbstverstaendlich nichts mit
kleinen schwarzen Punkten vor stahlblauem Himmel anfangen kann. Wer auch immer da fliegt
moege den Ausblick und seine Freiheit genießen.
Was soll’s... wir steigen wieder ab. Im Lager angekommen nehmen wir uns die Zeit zum
Waesche waschen und fuer ein Bad im Bach. Spaeter bekommen wir zum ersten Mal Gelegenheit die
Papageien in Ruhe anzuschauen. Waehrend wir die Papageien bislang immer nur kurz im
Vorbeifliegen gesehen haben, scheint hier einer der Plaetze zu sein wo sie hinfliegen.
Es bleibt auch Zeit ueber das Essen nachzudenken. Unsere Marschversorgung ist mehr als
ausreichend. Zum Mittag gab es Huehnchen und zum Vesper den Rest vom Zicklein. Alles ist
lecker zubereitet, so dass man, auch wenn der Hunger noch nicht eben groß ist, gar nicht
ablehnen kann. Na vielleicht brauchen wir ja morgen auch ein paar Reserven. Wir haben eine
Passquerung vor uns.

22.1. Vor den Erfolg haben die Goetter den Schweiß gesetzt.
Es geht aufwaerts. Wir reisen zeitig ab um noch vor der Mittagshitze ins Nachbartal zu
kommen. Anfangs geht es wieder ueber Viehpfade durch den Urwald aus Suedbuchen und
Araukarien. Der Hang ist steil, zum Glueck haben wir noch Schatten.

0211

Arme Perlita! Immerhin findet sich am Bach noch ein wirklich unberuehrter Grasflecken.
Wir erreichen die Baumgrenze und irgendwann sind auch keine Buesche mehr da, sondern nur
noch Schotter und Blumen. Wir haben uns den ersten Ausblick ueber das Andenpanorama
erlaufen.

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Hinter uns liegt der Gletscher der Sierra Nevada und der markante Kegel des Lonquimay und
unter uns liegt das „Mammuttal.“ Am Pass machen wir Rast und danach geht es wieder
abwaerts.

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Jorge kennt die besten Quellen. Eine kommt gleich hinter dem Pass. Wir machen gleich noch
einmal Rast und genießen den Ausblick nach vorn.

0225

Ramonas Knie sind nur maeßig belastbar. Ich mache mir etwas Sorgen ob sie dem Abstieg stand
halten. Wir werden ganz konsequent vorsichtig sein. Aber erst mal gibt’s den lokalen
Energie-Trunk und auch Perlita hat satt zu fressen.
Nach der Quelle geht es kopfueber abwaerts. Soll Perlita da wirklich runter? Ja doch.... und
siehe da es geht. Einmal mehr haben wir viel zu sehr mit uns selbst zu tun, als dass wir
den Fotoapparat zuecken. Was bleibt sind die Bilder in unserem Gedaechtnis. Der Abstieg
bleibt schwierig aber wir kommen heil runter, passieren einen schoenen Wasserfall und
erreichen auf der anderen Talseite Patricios Huette - oder zumindest die Huette an Patricios
Ziegengatter. Hier wollen wir einige Tage bleiben.

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Ueberraschung! Wir haben uns „Deutsches Essen“ verdient. Es gibt Bratwurst mit Sauerkraut
und ein schattiges Plaetzchen fuer eine ausgiebige Siesta. Wir haben Muse das treiben im Tal
zu beobachten. Wie ueberall in den Bergen, laufen Pferde hier frei umher und sind
weitgehendst auf sich selbst gestellt. Wir beobachten immer wieder wie die Tiere beim
fressen eine Verteidigungsstellung einnehmen. Gegrast wird in einer Art „Wagenburg“. Jedes
Pferd ist in eine andere Himmelsrichtung ausgerichtet und ein Tier passt auf. Na ja, wenn
das kleine schwarze mit Aufpassen dran ist, sollte besser kein Loewe kommen.

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Zum Nachmittag wollen wir eine Therme besuchen. Also dann „pack das Badehandtuch ein“! An
die eventuelle Notwendigkeit von Badesachen in der Kammregion der Anden haben wir nicht
gedacht. Zur Therme geht es steil bergab. Das laesst alle Hoffnung schwinden, frisch
gebadet und vom Schweiß befreit wieder im Lager anzukommen.
Wir treffen auf Menschen. An der Therme macht gerade die berittene Polizeipatrolie Rast.
So koennen wir den Aufenthalt im Badehaeuschen wohl behuetet genießen. Das Wasser ist kommt
wohl temperiert aus einer Felsspalte und fließt in einen, vor fremden Blicken geschuetzen
Pool. Nach dem wir unser Bad beendet haben, versuchen wir vergeblich Jorge zu ueberzeugen
auch ein Bad zu nehmen. Spaeter wird sich herausstellen dass sein Darm verrueckt spielt und
Ramona wird Gelegenheit haben sich als Wunderdoktor beweisen zu koennen.
Frisch gebadet geht es den schmalen staubigen Pfad wieder bergauf zum Lager. Ploetzlich
Pferdegetrampel. Jorges Blick verraet: Es scheint etwas ernstes zu sein. Platz da! Ab
hinter den naechsten Baum! Das Pferdegetrampel ist da und bleibt stehen – Hallo Perlita!
Wolltest du auch baden? Zu spaet! Wir sind schon auf dem Rueckweg. Valencita ist sichtlich
erfreut, dass Jorge Perlita einfangen konnte.
Die Huette ist von einem Ziegenhirten bewohnt mit dem wir unser Essen teilen. Zum Dank
koennen wir in der Huette kochen und die Sitzgelegenheiten nutzen.
Nach diesem erlebnisreichen Tag kommen wir nicht gleich zum schlafen. Die zwei Hirtenhunde
passen argwoehnisch darauf auf, dass niemand dem Hof zu nahe kommt. Entsprechend groß ist
das Gebell und das Getrampel als die neugierigen Pferde in der Nacht mehrmals schauen
wollen wer denn hier seine Zelte aufgeschlagen hat. Die Hunde sind hier meist gut erzogen
und mit dem Vieh ausgelastet. Zu (schutzbefohlenen) Menschen sind sie so freundlich, dass
sogar Ramona ihre Scheu vor Hunden vergisst.

23. 1. Ruhe und Versorgungstag.
Nach dem Fruehstueck gehen wir zu den zwei kleinen Wasserfaellen weiter oben im Tal.

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Auf der anderen Seite des Erdballs geht zur selben Zeit die Firma Qimonda zum Amtsgericht
Muenchen um Insolvenz zu beantragen. Obwohl viele Menschen Speicherchips von Qimonda in
ihren Computern haben, wird der Name schon bald nur noch den ehemaligen Mitarbeitern und
einer Vielzahl vom Personalchefs ein Begriff sein. Gut daß wir gerade weit weg sind.

Zurueck an der Huette ist Patricio mit seinem Sohn eingetroffen. Eigentlich hatten wir Uta
erwartet, aber sie hatte Arbeit. Na, wenn wir keinen Dolmetscher brauchen, ist das
eigentlich ein gutes Zeichen.
Mit frischen Vorraeten faellt das Mittagessen ergiebiger aus. Wir erhalten die doppelte
Portion Wuerstchen, dazu gibt es Avocadocreme, Gurken, Tomatensalat und frisch gebackenes
Brot. Patricios Sohn scheint gern zu reiten und mit seinen 9 Jahren sein Pferd schon recht
gut zu beherrschen.

0249

Nach der Siesta reist er mit Patricio wieder ab. Bis nach Hause haben sie 25 Km unwegsames
Gelaende vor sich, wofuer sie gut 4 Stunden brauchen werden. Wir machen einen kleinen
Ausflug mit Valencita und nehmen spaeter ein Bad im Bach.
Guardian ist ein Held! Unsere mehrtaegige Anwesenheit in der Huette hat das Brennholzlager
schrumpfen lassen. Jorge ist mit dem Hirten weiter nach oben gegangen um Brennholz zu
holen. Als ich den beiden helfen will, wittern die Hirtenhunde ihre Chance die Machtfrage
zu klaeren. Kaum zu glauben wie schnell Guardian zur Stelle war und seiner Beschuetzerrolle
gerecht wurde.
Was mir zu dem Zeitpunkt noch nicht ganz bewusst ist, ist dass die Hirtenhunde nun noch
eine offene Rechnung mit mir haben.

24.1. Schoen wenn der Regen nach laesst.
Das Wetter hat umgeschlagen. Es ist windig und immer wieder ziehen Schauer durch das Tal.
Alle Tiere haben sich verzogen. Wohin? Erst mal geht gar nichts. Kurzer Besuch auf dem
Nachbarhof und weiter herum haengen. Das Wetter bessert sich. Wollen wir den kleinen
Grenzverkehr wagen? Na ja, bis jetzt gab es ja nur immer wieder mal einen Schauer und man
will ja kein Weichei sein. Kaum sind wir 10 Minuten unterwegs, setzt Dauerregen ein.
Umkehr? Nein. Der Anstieg zum Andengrat ist ertraeglich und bei den Temperaturen laufen wir
heute nicht Gefahr einen Hitzestau zu bekommen.

0252

Es wird richtig kalt. Eisregen setzt ein. Wie immer wenn es etwas kritischer wird „klebt“
Guardian dem letzten Mann auf den Fersen.

0256

Wir sind jetzt in Argentinien. Leider betraegt die Sicht nur  gut 100m. Bei der „Einreise“
nach Chile kurze Rast. Um die mit gebrachten Muesliriegel kauen zu koennen, muessen sie erst
im Mund aufgewaermt werden. Der Eisregen prasselt weiter auf uns nieder. Die Jacken sind
dicht aber Hosen und Schuhe sind klitschnass. Schnell noch ein Erinnerungsfoto und ab nach
Hause.  
Valencita hat unser Zelt mit Planen abgedeckt und erwartet uns mit heißem Tee. Austrinken
und ab in den Schlafsack. Gegen Abend laesst der Regen etwas nach und wir fluechten in die H
uette. Der Hirte, der ja auch mit auf dem Berg war, ist schon wieder am Berg um das Vieh
zusammen zu treiben. Wir werden derweil mit frisch gebackenem Brot und Avocadocreme
verwoehnt. Die Wanderschuhe sind immer noch klatschnass und wir haben nur Sandalen zum
wechseln. Weit ab vom naechsten Schuhladen ist es uns nicht ganz wohl die Schuhe am Feuer
zu trocknen. Wir riskieren es (und werden nicht enttaeuscht). Mittlerweile bessert sich das
Wetter. Hoffentlich regnet es morgen nicht wieder.

25.1. Ein Pechtag
Guten Morgen Sonnenschein! Alles was im Zelt liegt, ist ueber Nacht knochenhart gefroren.

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Wir beglueckwuenschen uns zu der Entscheidung vor der Reise richtig warme Schlafsaecke
gekauft und die Schuhe am Feuer in der Huette gelassen zu haben.
Ein Zicklein beglueckwuenscht sich nicht dazu die Nacht mit der Herde im Gatter verbracht zu
haben. Es ruft nach seiner Mama, die mit den anderen zur Weide geht und weiß, dass
weggenommene Zicklein nicht wieder kommen. Ich habe Gelegenheit mir ein eigenes Bild davon
zu machen, wie fernab der Zivilisation Tiere der menschlichen Ernaehrung (wir brauchen das
Fleisch) zunutze gemacht werden. Leider ist mein Spanisch nicht gut genug um zu erfragen
ob beim Schlachten religioese Traditionen befolgt werden. Ich waere aber auch nicht ue
berrascht auf diese Frage nur ein unverstaendliches Stirnrunzeln zu ernten. Man tut was
notwendig ist, so wie es hier draußen machbar ist. Jorge versteht sein Handwerk. Das Tier
ist gefesselt, mit einem wohlgeuebten Schnitt wird die Halsschlagader durchtrennt, das Tier
blutet aus. Ich habe nicht den Eindruck, dass dem Tier unnoetigen Schmerzen zugefuegt
wurden. Innerhalb von wenigen Minuten ist das Tier ausgenommen, zerteilt und das Fleisch
sicher verpackt. Beim schlachten wird peinlich auf Sauberkeit geachtet.
Inzwischen scheint die Sonne staerker und taut das Zelt auf. Das passt gut, denn wir wollen
heute noch weiter.
Waehrend Valencita Mittag kocht, werden die Zelte abgebaut und Perlita gesattelt. Perlita
nutzt die Mittagspause um sich intensiv Gedanken darueber zu machen, ob Pferd weiter
Lasttier sein will. Die Antwort ist nahe liegend und wir erfahren sie nach dem Essen. Die
Frage, was daraufhin zu machen ist, stellt sich nicht. Ohne Pferd geht hier gar nichts.
Also dann Jorge... viel Glueck! Und wir? Aufmerksam beobachtet von den Hirtenhunden,
spendiere ich meinen Wanderschuhen ein sonniges Plaetzchen und mache mich auf zur
Fotosafari.

0264

Bei meiner Rueckkehr haben die Hunde ihre Rechnung beglichen. Ich habe Glueck im Unglueck,
die Biester sind nicht auf die Idee gekommen meinen Schuh irgendwo in den Bueschen zu
verbuddeln, aber ein Schuh ist mit einer uebel riechenden gelben Fluessigkeit gefuellt...
Alles wird gut. Gegen 18:00 Uhr hoeren wir Pferdegetrampel. Jorge kommt mit Perlita zurueck.
Kinder hatten das fremde Pferd eingefangen bevor es das Tal verlassen konnte. Ganz ohne
Folgen blieb die Rettungsaktion nicht. Jorge sieht arg zerrupft aus. In dem unwegsamen
Gelaende fuehrt reiten ohne Beinschutz zu irreparablen Schaeden am Beinkleid des Reiters. 
Zum weiterziehen ist es fuer heute zu spaet. Wir bauen die Zelte wieder auf und Jorge hat
Gelegenheit mit dem Hirten ueber das Angeln zu fachsimpeln. Der Hirte hat nur einen
einzigen stumpfen Angelhaken. Jorge teilt seine Angelschnur und gibt auch einen neuen
Haken ab.

26.1. Familienzusammenfuehrung
La Perla ist noch da, also kann es weiter gehen. Wir durchqueren wieder einen Urwald mit S
uedbuchen und Araukarien. Im Nachbartal besuchen wir einen schoen gelegenen Bergsee der aber
sehr unter der Trockenheit leidet.

0280

Weiter talaufwaerts geht es vorbei an einer kleinen Therme zum naechsten Gehoeft.

0287

In dem Gehoeft wohnen Verwandte von Valencita und entsprechend erfreut werden wir gegrueßt.
Waehrend Valencita mit ihren verwandten die neuesten Nachrichten austauscht, tauchen in der
Ferne sind Reiter auf. Als die Reiter naeher kommen erkennen wir Valencitas Kinder. Sie
bringen neue Lebensmittel.

0298

Nach dem wir schon ein schlechtes Gewissen hatten dass wir, mit der Buchung der
Verpflegungsoption, den Kindern ihre Mutter weg genommen haben, ist nun die Freude um so
groeßer dass jetzt wieder alle beisammen sind.

0299

Gemeinsam ziehen wir nun weiter bergauf zu unserem Tagesziel, dem naechsten Gehoeft. Dort
ist Zeit zum reden, spielen, Brot backen, Waesche waschen.

27.1. Der Tag des Kondors.
Das wird unsere anstrengendste Etappe. Wir stehen frueh auf und packen. Die Kinder werden
spaeter alleine nach Hause reiten. Valecita sammelt noch ein Buendel Brennholz und dann geht
es steil aufwaerts. Zum Glueck ist die Luft noch kuehl. Nach der Baumgrenze geht es ueber die
Alm. Irgendwer hat, hier auf 2100m Hoehe, einen Zaun auf gestellt. Inzwischen hat man
eingesehen dass dieses Bauwerk nicht instand zu halten ist.
Weiter oben waechst nur noch stellenweise etwas Gras. Dazwischen Loecher von großen
Nagetieren. Wir sind im Reich des Kondors.

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Die Voegel scheinen auch recht neugierig zu sein, denn es dauert nicht lange bis sich am
Himmel ein schwarzer Punkt zeigt. Wir haben einen Kondor gesehen!
Nun, es kommt noch besser. Wanderer scheinen hier ein so seltenes Ereignis zu sein, dass
alle Kondore der Umgebung neugierig angeflogen kommen und direkt ueber unseren Koepfen
schwebend ihre Flugkuenste zeigen.

0336

Ganz besonders freuten sich Jorge und Valencita ueber den Besuch dieser majestaetischen
Voegel. Daran aenderte sich auch nichts als wir feststellten, dass Guardian ploetzlich weg
war.
Ohne Hund aber immer noch mit Pferd schwenkten wir mal wieder zum kleinen Grenzverkehr
ein. Hier oben machen Grenzen keinen Sinn.

0340

Kurzer Fototermin an der Grenzmarkierung und es geht weiter aufwaerts.
Bei stahlblauem Himmel bietet sich uns auf dem Andenkamm ein unvergleichliches Panorama.

0360_Panorama

Im Vordergrund Geroellhalten in allen Farbnuancen von Ocker bis Rot, dazwischen
Altschneefelder und immer wieder einige gruene Tupfer. Dahinter das Vorgebirge aus dem die
Vulkane Sierra Nevada, Llaima, Lonquimay und Tolhuaca ragen.

0354

Der Aufstieg hat sich gelohnt. Aber der Bund Feuerholz, den wir seit heute morgen mit uns
tragen, erinnert uns daran, dass wir nicht lange hier oben bleiben koennen. Unser
Tagesziel, die Thermen von Pelehue, erreichen wir zum spaeten Nachmittag.

0373

Die Freude aktive Geysire zu sehen, wird recht schnell durch den starken Geruch nach
Schwefelwasserstoffen getruebt. Waehrend wir Siesta halten, laesst es sich Valecita nicht
nehmen ein Bad in der Therme zu nehmen. Der Ausblick ist zwar herrlich aber der Geruch
nach faulen Eiern stoert dann doch etwas. Nein, uebernachten wollen wir nicht hier oben. Wir
wollen absteigen. Abzusteigen scheint mit gewissen Herausforderungen verbunden zu sein.
Jorge drueckt allen einen Wanderstock in die Hand.

0376

Wozu dieser gut ist zeigt sich wenig spaeter auf halsbrecherischen Pfaden in steilen
Schluchten. Zum ersten Mal in meinem Leben meldet sich mein Knie. „Mein Herr, Sie waren
unaufmerksam und haben mich ohne Not ueberlastet“! Hier oben bleiben geht nicht, also
Gruppe informieren und langsam weiter und immer gut abstuetzen. Als wir den naechsten
Hirtenhof erreichen, habe ich genug erlebt fuer diesen Tag.
Der Hof ist verlassen. Grund fuer die Abwesenheit von Mensch und Vieh scheint Wassermangel
zu sein. Die Quelle ist ausgetrocknet. Fast – Valencita findet noch ein Rinnsal welches
sich so praeparieren laesst, dass sich, mit etwas Geduld, sauberes Wasser entnehmen laesst.

0385

Ploetzlich ein Wanderer. Ein einzelner Mensch, hier oben? Na so etwas... Die Begrueßung
faellt ueberaus herzlich aus. Jorge Junior, Valencitas großer Sohn ist uns entgegen
gekommen. Das ist eine Freude! Viel Zeit zum Reden bleibt heute nicht. Nach dem Abendbrot
fallen wir wie tot in unser Zelt.

28.1. Es geht weiter abwaerts.
Ich bin sehr darauf bedacht mein Knie nicht zu ueberlasten, aber da sich die Gruppe auf
mein Tempo einstellt kommen wir nach einer Stunde heil im Tal an.

0386

Wir haben Zeit und beschließen noch einen kleinen Abstecher ins Seitental zu machen.
Rechtzeitig zum Mittag stoeßt Patricio mit neuen Vorraeten zu uns. Mir ist es geradezu
unheimlich wie sicher er uns in der Wildnis findet.

0388

Nach dem Essen muss sich Patricio leider von uns verabschieden. Er muss an den naechsten
Tagen selbst eine Gruppe fuehren. Seine Frau wird uns zurueck ins Hotel bringen. Wir
bedanken uns fuer die Hilfe und versprechen in Kontakt zu bleiben.
Jorge Junior geht mit Patricio, wir lassen es uns noch etwas im Schatten gut gehen.
Irgendwann kommt Unruhe in die Gruppe. Perlita geht mal wieder ihrem Nebenjob als
Animateur nach. Die Dame ist trotz Fußfesseln heimlich still und leise bis zum naechsten
Steilhang geklettert. Das ist kein Ort wo Pferd mit Fußfesseln unterwegs sein soll. Also
Schluss mit der Faulhenzerei, packen und weiter. Nach einer Stunde treffen wir Jorge
Junior. Er hat inzwischen 3 schoene Bachforellen gefangen. Der Fluss ist ideal zum Angeln,
Ich bin nicht zu halten, kann aber mit meinem Riesenspinner nichts gegen Jorge Juniors
Gartenfliege ausrichten.
Der naechste Rastplatz ist weiter unten am Fluss. Zelt aufbauen, Angel raus – immer beissen die Forellen hier auch nicht. Wir muessen uns mit den
bereits gefangenen Fischen zufrieden geben.

0390

Das wird unsere letzte Nacht in der Wildnis. Nach dem Essen genieße ich mit Ramona
nochmals den von Fremdlicht freien Sternenhimmel.

29. Rueckkehr in die Zivilisation
Der Weg wird breiter, staubiger und irgendwann befahrbar.

0408

Die ersten festen Haeuser tauchen auf und dann sind wir wieder an der Polizeistation.

0410

Fuenf Wanderer und ein Pferd melden sich zurueck aus dem Grenzgebiet. 
Es ist nicht mehr weit bis zu Jorges Sommerhaus. Zum Mittagessen sitzen wir heute auf Stue
hlen an einen richtigen Tisch. Der Nachbar bringt ein Zicklein. Das Tier tut uns leid.
Ramona denkt ernsthaft darueber nach das Tier ueber Nacht los zu binden.
Spaeter dann findet ein „Angelwettkampf“ statt. Jorge Junior ohne Gartenfliege aber mit
Jorges Spezialkoeder, Kaffeedose und Bambusstoeckchen gegen Jan Kabus mit Spinnangel. Die
erste Forelle erkaempfe ich mir redlich mit einem Praezisionswurf unter die Zweige eines ue
berhaengenden Busches. Das wars dann aber auch - bei mir.  Eigentlich braucht man kein
teueres Angelgeraet. Mit entsprechend Uebung eignen sich Kaffeedose und Bambusstoeckchen
durchaus um im Gebirgsfluss zielgenau zu werfen und den Koeder verfuehrerisch zu fuehren.
Jorge Junior faengt noch 4 schoene Forellen.

418

Das Abendbrot ist gesichert. Das Zicklein(ganz rechts oben) uebernachtet im Schuppen.

30.1. Ruhetag
Transfer zu Jorges Haus. Irgendwie ist bei allen Freude und Erleichterung zu spueren. Die
Kinder freuen sich ihre Eltern wieder zu haben, Patricios Tante, die auf Haus und Kinder
acht gegeben hatte, freut sich die Verantwortung nun wieder abgeben zu koennen, Jorge freut
sich uns heil und zufrieden zurueck gebracht zu haben und wir freuen uns Guardian wieder zu
sehen. Wie zu erwarten war, hat er den Weg nach Hause allein gefunden.
Mittag essen im Kreise der Familie. Es gibt Vorsuppe, Salat und gefuellte Zuccini. Nach der
Siesta besichtigen wir mit den Kindern die naehere Umgebung des Hauses. Fuer die Kinder
heisst das erst einmal an den Fluß zu gehen. Da wir offensichtlich eine Weile weg bleiben
sollen , schauen wir uns weiter oben am Hang noch einen Basaltfelsen an. Auf dem Weg dahin
wird uns noch einmal bewusst daß hier, innerhalb kurzer Zeit, die Bodenerosion ein
irreparables Ausmaß erreicht hat.
Als wir wieder zu Jorges Haus kommen, ist das Zicklein geschlachtet.

31.1. Abreise
In der Nacht war es wieder kalt. Es dauert lange bis die Sonne ins Tal scheint und das
gefrorene Zelt trocknet. Na hoffentlich hat der Frost dem Kartoffelacker nicht allzu sehr
zugesetzt.
Die Kinder helfen beim Zelt abbauen. Ueberraschung! Uta kommt uns abholen. Das ist eine
Freude. So gelingt es uns auch besser Feedback zum Reiseverlauf zu geben und zu versuchen
unseren Dank an unsere Gastfamilie zum Ausdruck zu bringen. Wir sind tief beeindruckt von
von der Hilfsbereitschaft und menschlichen Groeße unserer Gastgeber.
Der Abschied faellt zum Glueck kurz aus. Jorge Junior kommt mit bis Lonquimay. Wir fahren
bis zur Suizandina und verabschieden uns von Uta.
Großes Hallo beim der Ankunft in der Suizandina. Selbstverstaendlich ist unsere Reisetasche
noch da und das Zimmer ist auch bereit. Wir genießen die Dusche. Wo komme ich an mein
Email – Postfach? Bis zur Bibliothek in Malacuello ist es eine Stunde Fußmarsch den wir
auf der 1PS-Spur der Fernferkehrsstraße absolvieren. Entgegen dem Aushang in der Hosteria
hat die Bibliothek ihre Oeffnungszeiten geaendert - Schade. Was soll’s, wir fahren mit dem
Bus zurueck.



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