2 Wochen Trekking in den Anden

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17.1. Los geht’s!
Uta hat uns abgeholt. Der Weg führt uns durch den, mit knapp 5Km, längsten Tunnel 
Südamerikas.  An der Mautstelle geht es familiär zu – man kennt sich. Wenige Kilometer
weiter machen wir einen Stopp und ersteigen einen Aussichtspunkt mit einem schönen
Ausblick auf den Gletscher des erloschenen Vulkans Sierra Nevada.

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Danach sind wir zu Gast in Utas Haus. Das Haus ist einfach aber solide und überaus
praktisch eingerichtet. In der Küche steht ein großer Tisch mit einem Geburtstagskuchen.
Utas Tochter Ursula hat Geburtstag. Wir lassen uns gerne einladen, müssen aber bald
weiter.
Auf der Fahrt erzählt uns Uta wissenswertes aus der Gegend. So werden im Tal von Lonquimay
hochwertige Rinder gezüchtet die sich aber auf Grund der kleinen Herdengröße nur schlecht
vermarkten lassen. Die Eisenbahn musste wegen Ineffizienz sterben. Bisherige Versuche
touristische Infrastruktur (Radwege, Wanderwege) zu entwickeln scheiterten meist.
Das ist schade, denn die Gegend ist wunderschön und auch für Touristen gut zu erreichen.
Wir machen einen Abstecher zur Hosteria von Donde Juancho in Lonquimay. Zur Hosteria
gehört ein gepflegtes Restaurant. Die Versuchung ist groß, aber wir sind heute schon zum
Mittagessen eingeladen.
Hinter Lonquimay ist die uns vertraute Welt zu Ende – wir sind draußen. Es folgen 50
Kilometer einspurige Schotterpiste entlang des Rio Bio Bio. Ab und zu ein Haus. Es ist
kein Mensch zu sehen. Seit dem der Bio Bio reguliert ist, gibt es auch keine Rafing Touren
mehr, aber zum paddeln und Angeln wäre es durchaus überlegenswert. Die Gegend ist von
Mapuche bewohnt, die ihr Nomadenleben aber noch nicht ganz aufgegeben haben.
Wir überqüren den BioBio und fahren im Tal des Flüßchens Ranquil aufwärts. Wir erfahren
daß unser Guide Patricio und sein Onkel Jorge im Tal etwas beneidet werden, weil sie im
Tourismus einen Nebenerwerb gefunden haben. Jorge wird mit uns in die Berge gehen.
Patricio arbeitet im Hauptberuf für die Gemeinde und wird uns aller 3 Tage Proviant
bringen. Erst einmal nehmen wir aber zwei Fußgänger mit. Der Weg ist weit, die Straße
staubig. Man hilft sich hier untereinander.

Wir erreichen Jorges Haus. Die Menschen sind uns auf Anhieb sympathisch.
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Alle sind neugierig auf uns, wollen mit uns reden  aber wir verstehen kein Wort. Zum einen
ist unser Spanisch eher mangelhaft aber vor allem sprechen die Menschen hier einen eigenen
Dialekt. Nur gut dass Uta mit ist und dolmetschen kann.
Wer sagt denn dass Ziege streng schmeck? Das was wir zum Mittag bekommen ist lecker! Es
gibt gegrillte Ziege, Salat, Brot, rote Beete und als Nachtisch Saubohnen.
Zum Abschluß werden wir in die Geheimnisse der Mate Tee Zeremonie eingeweiht. Das geht so:
Der Gastgeber füllt die Teetasse mit Teeblättern und Zucker steckt einen metallenen
„Trinkhalm“ hinein, füllt mit heißem Wasser auf und trinkt zuerst. Danach wird immer
wieder mit Zucker und heißem Wasser aufgefüllt und die Tasse in der Runde weitergereicht.
Wer genügend Tee getrunken hat, bedankt sich deutlich beim Gastgeber. Ohne dass wir uns
dessen bewusst waren, haben wir die Aufnahmeprüfung für die Bergtour bestanden. Man wird
miteinander klar kommen.
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Die Tour wird von Jorges Sommerhaus starten. Jorge reite mit dem Lasttier voraus.
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Und wir fahren mit dem Pickup hinterher.

Unterwegs besuchen wir noch Patricios Haus und seinen Biogarten. Na ja, es wäre auch etwas
aufwendig zum nächsten Baumarkt zu fahren um Dünger zu kaufen.
Weiter geht’s ins Internet. Nicht dass hier oben Netzzugang wäre... die Heuernte mit
Ochsenkarren von Patricios Internetseite ist noch mal als bewegtes Bild zu bestaunen.
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Endlich sind wir am Sommerhaus. Auspacken, schwatzen. Füße vertreten? Nein es geht zur
mobilen Polizeistation. Wer im Grenzgebiet unterwegs ist muss gemeldet sein.
Nach dem die Formalitäten erledigt sind nutzen wir unsere neu gewonnene Freiheit für 
einen Spaziergang zum Flüsschen Ranquil. Das Wasser ist warm genug um zu baden. 
Wir stecken nur die Füße rein und lassen die Seele baumeln. Nach einer Weile kommt 
Bewegung in das Wasser. Die Forellen haben sich an uns gewöhnt und gehen ihrem Tagewerk  
nach. In einem 100m² großen Pool springen die Forellen im Sekundentakt. Das hab ich so 
noch nie erlebt. Ganz ohne Kormoran, den Reizvogel aller europäischen Angler, geht es 
auch hier nicht. Aber solange die Räuber nicht im Rudel auftreten scheint der 
Forellenbestand nicht in Gefahr zu sein.
Zelt aufbauen, Abendbrot, schlafen.

18.1. Wir haben zu viel Gepäck.
Es ist kaum zu glauben was wir alles nicht brauchen werden, aber Perlita wird nur unsere
Tasche, unseren Seesack, gefüllt mit Isomatten und Schlafsäcken, sowie die Provianttasche
tragen. Der Rest bleibt da oder am Mann.

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Es geht los.
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Wie jetzt, Valecita kommt auch mit? Eigentlich wollten wir nur Proviant. Selber Kochen
geht schon.... Wir können doch nicht den Kindern die Mutter weg nehmen. Viel Zeit zum
Nachdenken bleibt nicht, die Aussicht 14 Tage lang als Lasstier missbraucht zu werden,
während die anderen Pferde die Aue abgrasen, ist für Perlita nicht eben verlockend. Nach
100m wird mir zum ersten Mal klar warum es eine ganz dumme Idee gewesen wäre mit Pferd und
ohne Guide loszuziehen.
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Jorge ist ausgebildeter Guide. Bestandteil der Schulung war auch wie die Pferde zu
bepacken sind. Das Gepäck ist so verschnürt dass es sich im Notfall löst, herunterrutscht
und die Beine des Pferdes blockiert. Es fällt kein böses Wort, das Gepäck wird konsequent
wieder aufgeladen und weiter geht es.
Wir biegen in ein Seitental ab. Der Weg ist gut gangbar – aber überall dieser Staub. Über
die Jahre haben zig-tausende Hufe jeden Krümel Erde auf dem Weg zu knöchelhoch liegendem
Staub zermalmt.
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Bevor wir zum ersten mal ins Schwitzen kommen, werden wir uns bewusst: Wir haben zu viele
Sachen mit – weil wechseln wird keinen Sinn machen - nach 30 Minuten ist eh alles
eingestaubt. Dafür ist die Gegend schön und der Himmel strahlt im schönsten blau.

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Gut dass wir wenigstens einige Tage zum akklimatisieren hatten, sonst hätten wir sehr
schnell einen Sonnenbrand. Wir steigen im Tal aufwärts, machen mehrmals unter Araukarien
Rast und erreichen das Tal des Pulul.
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Hier sieht es ein bisschen aus wie in Jurassic Parc. Große Herden frei laufender Tiere
durchstreifen die Ebene, an den Hängen stehen Araukarien, in der Luft lärmen Schwärme
fremdartig anmutender Vögel. Gut, es sind nur Kühe die da weiden, aber dafür sind sie echt
und die Ibise werden uns die ganze Reise begleiten ohne dass ihr Anblick für uns
selbstverständlich wird.
La Perla scheint sich mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben. In der Nähe steht eine
Hirtenhütte – da machen wir Rast. Alle Hirtenhütten stehen in der Nähe einer sauberen
Quelle – es gibt Tee. Kaum sind wir an der Hütte, tauchen in der Ferne zwei Reiter auf.
Besucher sind eine willkommene Abwechslung im Tal.
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Nach kurzem Plausch mit den Hirten ziehen wir weiter. Nach weiteren zwei Stunden erreichen
wir unser weiter flußabwärts gelegenes Tagesziel.
Leider war eine Rinderherde schneller an den Büschen – oder schon immer hier. Das schaut
nach dem Gesetz der Wildnis aus: Da sein oder vertrieben werden. Ramona ist noch nicht so
fit im Stierkampf. Nun, wir haben ja einen Hund dabei... Und siehe da, der gegenüber
fremden Menschen so ängstlich auftretende Guardian hat richtig Mut.
Hier also wir wollen hier zelten? So richtig können wir uns das nicht vorstellen. „Das
Gelände ist so uneben können wir nicht noch ein Stück weiter?“ Die Campingwiese am
Flussufer kommt nicht in Betracht – da ist keine Quelle. Zum Glück ist eine Hirtenhütte in
der Nähe. Auch da werden die Rinder Besitzansprüche geltend machen und Guardian wird über
Nacht vollauf damit beschäftigt sein die Machtfrage zu klären.
Noch aber scheint die Sonne und nach dem das Zelt aufgebaut ist, geht Jorge zum Wasserfall
um mir die Kaffeedosenvariante der Forellenangelei zu zeigen.

0132

Ich hatte mir vorgenommen Ramona in diesem Urlaub nicht mit meiner Angelei zu langweilen.
Demzufolge hatte ich all mein Angelzeug zu Hause im Schrank gelassen. Vor dem Abmarsch 
drückt mir jedoch Jorge noch eine recht kräftig ausgelegte Angel in die Hand. Die Forellen
haben ausgiebig Zeit, sich darüber lustig zu machen mit welchem Kälberstrick ich auf sie
losgehen will. Jorge hat auf seine Kaffeedose ebenfalls eine Schnur gewickelt, die eher
dazu geeignet ist Aale aus Hindernissen zu ziehen, als Forellen die Scheu vorm Angelgerät
zu nehmen.
Ich bin neugierig. Bei näherer Betrachtung ist die Handhabung der Kaffeedose nicht so weit
entfernt von der in Europa üblicherweise verwendeten Stationärrolle. Die Schnur ist ganz
normal auf die Dose gewickelt. Der Deckel hat ein Langloch damit man die Dose von innen
mit der Hand fest halten kann. Zum werfen zeigt die Dose in Wurfrichtung – die Schnur kann
ganz leicht von der Dose gleiten. Beim Schnur einholen wir die Dose quer gehalten und mit
der Hand aufgewickelt.  Man braucht nur etwas Übung. Jorge wirft mit der Hand weiter als
ich mit der Rute. Da ich im Umgang mit Angelgerät nicht ganz ungeübt bin, wäre anzumerken
daß der Vorteil seines etwas gewichtigeren Köders den Vorteil der Federkraft meiner Rute
aufzuwiegen scheint. Aber wir wollen ja nicht nur Wurfübungen veranstalten. Irgendwie bin
ich auch froh daß keine Forellen beißen. Es hätte mein Weltbild zerstört wenn man, ohne
Deckung zu nehmen mit brauner 0.40er Schnur, an einem klaren Gebirgsbach Forellen fängt.

19.1. Das Tal des Pulul verengt sich.
Wir wandern auf einem schmalen Pfad am Steilhang weiter talab.

0137

La Perla hat sich doch noch nicht mit ihrem Schicksal abgefunden und fand die Gelegenheit
günstig lieber tot als Lasttier zu sein. Jorge muss all seine Kraft aufbringen um zu
verhindern dass Perlita in die Schlucht stürzt. Wir sind in der Wildnis, und nur auf uns
gestellt. Es wäre nicht auszudenken was passiert wenn sich das Lasttier verletzt. Nach dem
die Situation bereinigt ist bleibt nur ein Weg – Vorwärts. 

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Das Tal wird wieder weiter, wir gehen runter zum Fluss.

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Das Gelände ist unwegsam. Wir müssen mehrmals den Fluss durchqueren. Die Wanderschuhe
ziehen wir nur für die erste Durchquerung aus. Weiter geht es durch Bambusdickicht bis wir
den Einlauf der Laguna Marianqua erreichen. Die Sonne scheint inzwischen so stark, dass an
ein weitergehen nicht zu denken ist. Auch setzen und die Bremsen zu.

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Nach dem Mittag halten wir Siesta. Ich muß den See erkunden. Im See sind Forellen. Ich
kann erkennen wie mehrere Nachläufer meinen Kälberstrick bestaunen und zum Glück wieder
abdrehen – bis auf ein besonders unvernünfiges Exemplar. Nach dem sich die Forelle nicht
wieder zurücksetzen lässt breche ich die Angelei ab. Gefangene Fische lassen sich bei der
Hitze nicht aufbewahren.
Um an das andere Ende des Sees zu gelangen müssen wir nochmals den Fluss queren. Das
gestaltet sich in dem sumpfigen Gelände recht abenteuerlich.

Am Auslauf werden wir mal wieder von einer Rinderherde als Eindringlinge betrachtet.

0151

Immerhin stellt sich diesmal nicht die Frage ob wir diesen, von majestätischen Araukarien
gesäumten, Platz für unser Nachtlager beanspruchen wollen. Es ist einfach schön hier. Man
könnte auch länger bleiben. Wir richten uns ein, und da Abendbrot ansteht ist jetzt eine
gute Gelegenheit es noch einmal mit angeln zu versuchen.
Der Auslauf sieht ideal aus. Ich sehe einige Nachläufer. Jorge fängt an der gleichen
Stelle mit der Kaffeedose eine 2-pfündige Regenbogenforelle. Mit Kälberstrick und ohne
Deckung. Mit ähnlichem Erfolg geht es direkt im See weiter. Mein Weltbild ist zerstört und
das Abendbrot gesichert.
Die Gelegenheit zu prüfen, ob die unterschiedlichen Fangergebnisse am verwendeten
Fanggerät lagen, sprich ob auch Ramona mit Jorges Kaffedose Forellen fangen kann,
scheitert beim zweiten Auswurfversuch am nächsten Busch. Wir finden Jorges
Spezial-Spinnköder nicht wieder.

Valencita bereitet aus den Forellen ein köstliches Abendmahl. Wir genießen den Abend am
Lagerfeuer und bewundern später noch lange den von Fremdlicht freien Sternenhimmel.

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In der Nacht hat Guardian wieder ordentlich zu tun. Aber etwas ist anders. So böse knurren
haben wir ihn noch nie gehört. Da muß etwas größeres unterwegs sein. Am nächsten Morgen
bestätigt Jorge daß ein Puma in der Nähe war.

20.1. Schade es geht weiter.
Abschiedsfoto mit Señora Ramona, Jorge und Perlita vor dem Panorama der Laguna Marianqua.

0161

Der Weg ins Nachbartal ist gut gangbar. Die Sonne brennt. Ausrüstungsempfehlung: pro
Person ein langärmeliges pflegeleichtes Hemd und ein Baumwolltuch für den Hals.
Gegen Mittag erreichen wir einen „Wirtschaftshof“. Umgeben von mächtigen Araukarien steht
eine größere Hütte und ein Viehgatter.

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Im Schatten vor der Hütter wartet Particios Reitpferd Napoleon. Unser Proviantnachschub
ist eingetroffen. Geht es allen gut? Ja doch! Am Feuer wartet ein halbes Zicklein auf
seine Zubereitung.	

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Während Patricio das Fleisch grillt, schauen wir uns draußen um. Es ist schön hier. Die
Äste der Araukarien reichen fast bis auf den Boden. Endlich können wir uns einmal einen
Fruchtstand aus der Nähe betrachten.

0174

Die Baume muten urtümlich an. Wir wären nicht wirklich überrascht wenn jetzt hinter den
Bäumen eine Herde Mammuts auftauchen würde.
Das Zicklein schmeckt hervorragend. Siesta bis 16 Uhr! Patricio reitet nach Abnahme der
Einkaufsliste zurück.
Kaum haben wir uns hingelegt kommt Leben auf den Hof. Zum ersten und letzten mal auf
unserer Wanderung begegnen wir Touristen. Ein Mann aus Temuco hat für 3 Tage einen Ausritt
gebucht. Wir schauen uns gern seine Fotos an, aber den Wein lehnen wir dankend ab. Die
Reiter haben ein Zicklein mit gebracht, dem zurecht schlimmes graut.

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Um 16 Uhr ist das Zicklein abgehäutet und wird sauber und fachgerecht geteilt. Auch wenn
es die Umgebung nicht auf Anhieb vermuten lässt, wird beim Schlachten peinlich auf
Sauberkeit geachtet.	


La Perla wird abgesattelt. Aus irgendeinem Grund geht es heute nicht weiter. Vielleicht
passt das Wetter nicht. Es ist etwas Wind aufgekommen und ein paar Wolken sind zu sehen.
Na ja, dann genießen wir den Hirtenhof. Zunächst müssen wir aber erst mal die Wiese
kehren.

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Hier gibt es keinen sterilen Touristencampingplatz. Wer keine Schafsmurmeln vorm
Zelteingang will, muss kehren. Mit einem improvisierten Reisigbesen geht das schon.
Gegen Sonnenuntergang kommen die frei umher laufenden Pferde zu den Araukarien und
posieren fürs Foto Shooting.

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21.1. Wir ziehen weiter talaufwärts in Richtung Grenze nach Argentinien. Pampagras und
Mischwald wechseln sich ab. Nach kurzem Weg erreichen wir ein „Bewässerungsgebiet“.

0202

Unser neuer Gastgeber leitet den Bach regelmäßig um, damit er mehr frisches Gras für seine
Ziegen zu bekommt. Das hat zur Folge, dass wir hier unser Trinkwasser abkochen mit einem
Sieb von organischen Rückständen befreien müssen.

Die Zelte sind schnell auf gebaut und nach der Siesta geht es ohne Gepäck zum
Tagesausflug. Wir durchqueren das Tal und erreichen ein malerisch gelegenes Seitental mit
friedlich weidenden Rindern und Pferden.

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Der Anblick entschädigt für den schweißtreibenden Aufstieg in praller Hochgebirgssonne.
Die Wanderung soll uns eigentlich bis zum Andenkamm bringen, aber es ist einfach zu heiß.
Wir rasten oberhalb der Weiden verzichten aber auf die letzten Höhenmeter.
Da! Ein schwarzer Punkt am Himmel! El Condor? No! Der Besucher bietet mir die passende
Gelegenheit zu lernen, dass der Autofokus meiner Kamera selbstverständlich nichts mit
kleinen schwarzen Punkten vor stahlblauem Himmel anfangen kann. Wer auch immer da fliegt
möge den Ausblick und seine Freiheit genießen.
Was soll’s... wir steigen wieder ab. Im Lager angekommen nehmen wir uns die Zeit zum
Wäsche waschen und für ein Bad im Bach. Später bekommen wir zum ersten Mal Gelegenheit die
Papageien in Ruhe anzuschauen. Während wir die Papageien bislang immer nur kurz im
Vorbeifliegen gesehen haben, scheint hier einer der Plätze zu sein wo sie hinfliegen.
Es bleibt auch Zeit über das Essen nachzudenken. Unsere Marschversorgung ist mehr als
ausreichend. Zum Mittag gab es Hühnchen und zum Vesper den Rest vom Zicklein. Alles ist
lecker zubereitet, so dass man, auch wenn der Hunger noch nicht eben groß ist, gar nicht
ablehnen kann. Na vielleicht brauchen wir ja morgen auch ein paar Reserven. Wir haben eine
Passquerung vor uns.

22.1. Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt.
Es geht aufwärts. Wir reisen zeitig ab um noch vor der Mittagshitze ins Nachbartal zu
kommen. Anfangs geht es wieder über Viehpfade durch den Urwald aus Südbuchen und
Araukarien. Der Hang ist steil, zum Glück haben wir noch Schatten.

0211

Arme Perlita! Immerhin findet sich am Bach noch ein wirklich unberührter Grasflecken.
Wir erreichen die Baumgrenze und irgendwann sind auch keine Büsche mehr da, sondern nur
noch Schotter und Blumen. Wir haben uns den ersten Ausblick über das Andenpanorama
erlaufen.

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Hinter uns liegt der Gletscher der Sierra Nevada und der markante Kegel des Lonquimay und
unter uns liegt das „Mammuttal.“ Am Pass machen wir Rast und danach geht es wieder
abwärts.

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Jorge kennt die besten Quellen. Eine kommt gleich hinter dem Pass. Wir machen gleich noch
einmal Rast und genießen den Ausblick nach vorn.

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Ramonas Knie sind nur mäßig belastbar. Ich mache mir etwas Sorgen ob sie dem Abstieg stand
halten. Wir werden ganz konsequent vorsichtig sein. Aber erst mal gibt’s den lokalen
Energie-Trunk und auch Perlita hat satt zu fressen.
Nach der Quelle geht es kopfüber abwärts. Soll Perlita da wirklich runter? Ja doch.... und
siehe da es geht. Einmal mehr haben wir viel zu sehr mit uns selbst zu tun, als dass wir
den Fotoapparat zücken. Was bleibt sind die Bilder in unserem Gedächtnis. Der Abstieg
bleibt schwierig aber wir kommen heil runter, passieren einen schönen Wasserfall und
erreichen auf der anderen Talseite Patricios Hütte - oder zumindest die Hütte an Patricios
Ziegengatter. Hier wollen wir einige Tage bleiben.

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Überraschung! Wir haben uns „Deutsches Essen“ verdient. Es gibt Bratwurst mit Sauerkraut
und ein schattiges Plätzchen für eine ausgiebige Siesta. Wir haben Muse das treiben im Tal
zu beobachten. Wie überall in den Bergen, laufen Pferde hier frei umher und sind
weitgehendst auf sich selbst gestellt. Wir beobachten immer wieder wie die Tiere beim
fressen eine Verteidigungsstellung einnehmen. Gegrast wird in einer Art „Wagenburg“. Jedes
Pferd ist in eine andere Himmelsrichtung ausgerichtet und ein Tier passt auf. Na ja, wenn
das kleine schwarze mit Aufpassen dran ist, sollte besser kein Löwe kommen.

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Zum Nachmittag wollen wir eine Therme besuchen. Also dann „pack das Badehandtuch ein“! An
die eventuelle Notwendigkeit von Badesachen in der Kammregion der Anden haben wir nicht
gedacht. Zur Therme geht es steil bergab. Das lässt alle Hoffnung schwinden, frisch
gebadet und vom Schweiß befreit wieder im Lager anzukommen.
Wir treffen auf Menschen. An der Therme macht gerade die berittene Polizeipatrolie Rast.
So können wir den Aufenthalt im Badehäuschen wohl behütet genießen. Das Wasser ist kommt
wohl temperiert aus einer Felsspalte und fließt in einen, vor fremden Blicken geschützen
Pool. Nach dem wir unser Bad beendet haben, versuchen wir vergeblich Jorge zu überzeugen
auch ein Bad zu nehmen. Später wird sich herausstellen dass sein Darm verrückt spielt und
Ramona wird Gelegenheit haben sich als Wunderdoktor beweisen zu können.
Frisch gebadet geht es den schmalen staubigen Pfad wieder bergauf zum Lager. Plötzlich
Pferdegetrampel. Jorges Blick verrät: Es scheint etwas ernstes zu sein. Platz da! Ab
hinter den nächsten Baum! Das Pferdegetrampel ist da und bleibt stehen – Hallo Perlita!
Wolltest du auch baden? Zu spät! Wir sind schon auf dem Rückweg. Valencita ist sichtlich
erfreut, dass Jorge Perlita einfangen konnte.
Die Hütte ist von einem Ziegenhirten bewohnt mit dem wir unser Essen teilen. Zum Dank
können wir in der Hütte kochen und die Sitzgelegenheiten nutzen.
Nach diesem erlebnisreichen Tag kommen wir nicht gleich zum schlafen. Die zwei Hirtenhunde
passen argwöhnisch darauf auf, dass niemand dem Hof zu nahe kommt. Entsprechend groß ist
das Gebell und das Getrampel als die neugierigen Pferde in der Nacht mehrmals schauen
wollen wer denn hier seine Zelte aufgeschlagen hat. Die Hunde sind hier meist gut erzogen
und mit dem Vieh ausgelastet. Zu (schutzbefohlenen) Menschen sind sie so freundlich, dass
sogar Ramona ihre Scheu vor Hunden vergisst.

23. 1. Ruhe und Versorgungstag.
Nach dem Frühstück gehen wir zu den zwei kleinen Wasserfällen weiter oben im Tal.

0246

Auf der anderen Seite des Erdballs geht zur selben Zeit die Firma Qimonda zum Amtsgericht
München um Insolvenz zu beantragen. Obwohl viele Menschen Speicherchips von Qimonda in
ihren Computern haben, wird der Name schon bald nur noch den ehemaligen Mitarbeitern und
einer Vielzahl vom Personalchefs ein Begriff sein. Gut daß wir gerade weit weg sind.

Zurück an der Hütte ist Patricio mit seinem Sohn eingetroffen. Eigentlich hatten wir Uta
erwartet, aber sie hatte Arbeit. Na, wenn wir keinen Dolmetscher brauchen, ist das
eigentlich ein gutes Zeichen.
Mit frischen Vorräten fällt das Mittagessen ergiebiger aus. Wir erhalten die doppelte
Portion Würstchen, dazu gibt es Avocadocreme, Gurken, Tomatensalat und frisch gebackenes
Brot. Patricios Sohn scheint gern zu reiten und mit seinen 9 Jahren sein Pferd schon recht
gut zu beherrschen.

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Nach der Siesta reist er mit Patricio wieder ab. Bis nach Hause haben sie 25 Km unwegsames
Gelände vor sich, wofür sie gut 4 Stunden brauchen werden. Wir machen einen kleinen
Ausflug mit Valencita und nehmen später ein Bad im Bach.
Guardian ist ein Held! Unsere mehrtägige Anwesenheit in der Hütte hat das Brennholzlager
schrumpfen lassen. Jorge ist mit dem Hirten weiter nach oben gegangen um Brennholz zu
holen. Als ich den beiden helfen will, wittern die Hirtenhunde ihre Chance die Machtfrage
zu klären. Kaum zu glauben wie schnell Guardian zur Stelle war und seiner Beschützerrolle
gerecht wurde.
Was mir zu dem Zeitpunkt noch nicht ganz bewusst ist, ist dass die Hirtenhunde nun noch
eine offene Rechnung mit mir haben.

24.1. Schön wenn der Regen nach lässt.
Das Wetter hat umgeschlagen. Es ist windig und immer wieder ziehen Schauer durch das Tal.
Alle Tiere haben sich verzogen. Wohin? Erst mal geht gar nichts. Kurzer Besuch auf dem
Nachbarhof und weiter herum hängen. Das Wetter bessert sich. Wollen wir den kleinen
Grenzverkehr wagen? Na ja, bis jetzt gab es ja nur immer wieder mal einen Schauer und man
will ja kein Weichei sein. Kaum sind wir 10 Minuten unterwegs, setzt Dauerregen ein.
Umkehr? Nein. Der Anstieg zum Andengrat ist erträglich und bei den Temperaturen laufen wir
heute nicht Gefahr einen Hitzestau zu bekommen.

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Es wird richtig kalt. Eisregen setzt ein. Wie immer wenn es etwas kritischer wird „klebt“
Guardian dem letzten Mann auf den Fersen.

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Wir sind jetzt in Argentinien. Leider beträgt die Sicht nur  gut 100m. Bei der „Einreise“
nach Chile kurze Rast. Um die mit gebrachten Müsliriegel kauen zu können, müssen sie erst
im Mund aufgewärmt werden. Der Eisregen prasselt weiter auf uns nieder. Die Jacken sind
dicht aber Hosen und Schuhe sind klitschnass. Schnell noch ein Erinnerungsfoto und ab nach
Hause.  
Valencita hat unser Zelt mit Planen abgedeckt und erwartet uns mit heißem Tee. Austrinken
und ab in den Schlafsack. Gegen Abend lässt der Regen etwas nach und wir flüchten in die 
Hütte. Der Hirte, der ja auch mit auf dem Berg war, ist schon wieder am Berg um das Vieh
zusammen zu treiben. Wir werden derweil mit frisch gebackenem Brot und Avocadocreme
verwöhnt. Die Wanderschuhe sind immer noch klatschnass und wir haben nur Sandalen zum
wechseln. Weit ab vom nächsten Schuhladen ist es uns nicht ganz wohl die Schuhe am Feuer
zu trocknen. Wir riskieren es (und werden nicht enttäuscht). Mittlerweile bessert sich das
Wetter. Hoffentlich regnet es morgen nicht wieder.

25.1. Ein Pechtag
Guten Morgen Sonnenschein! Alles was im Zelt liegt, ist über Nacht knochenhart gefroren.

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Wir beglückwünschen uns zu der Entscheidung vor der Reise richtig warme Schlafsäcke
gekauft und die Schuhe am Feuer in der Hütte gelassen zu haben.
Ein Zicklein beglückwünscht sich nicht dazu die Nacht mit der Herde im Gatter verbracht zu
haben. Es ruft nach seiner Mama, die mit den anderen zur Weide geht und weiß, dass
weggenommene Zicklein nicht wieder kommen. Ich habe Gelegenheit mir ein eigenes Bild davon
zu machen, wie fernab der Zivilisation Tiere der menschlichen Ernährung (wir brauchen das
Fleisch) zunutze gemacht werden. Leider ist mein Spanisch nicht gut genug um zu erfragen
ob beim Schlachten religiöse Traditionen befolgt werden. Ich wäre aber auch nicht 
überrascht auf diese Frage nur ein unverständliches Stirnrunzeln zu ernten. Man tut was
notwendig ist, so wie es hier draußen machbar ist. Jorge versteht sein Handwerk. Das Tier
ist gefesselt, mit einem wohlgeübten Schnitt wird die Halsschlagader durchtrennt, das Tier
blutet aus. Ich habe nicht den Eindruck, dass dem Tier unnötigen Schmerzen zugefügt
wurden. Innerhalb von wenigen Minuten ist das Tier ausgenommen, zerteilt und das Fleisch
sicher verpackt. Beim schlachten wird peinlich auf Sauberkeit geachtet.
Inzwischen scheint die Sonne stärker und taut das Zelt auf. Das passt gut, denn wir wollen
heute noch weiter.
Während Valencita Mittag kocht, werden die Zelte abgebaut und Perlita gesattelt. Perlita
nutzt die Mittagspause um sich intensiv Gedanken darüber zu machen, ob Pferd weiter
Lasttier sein will. Die Antwort ist nahe liegend und wir erfahren sie nach dem Essen. Die
Frage, was daraufhin zu machen ist, stellt sich nicht. Ohne Pferd geht hier gar nichts.
Also dann Jorge... viel Glück! Und wir? Aufmerksam beobachtet von den Hirtenhunden,
spendiere ich meinen Wanderschuhen ein sonniges Plätzchen und mache mich auf zur
Fotosafari.

0264

Bei meiner Rückkehr haben die Hunde ihre Rechnung beglichen. Ich habe Glück im Unglück,
die Biester sind nicht auf die Idee gekommen meinen Schuh irgendwo in den Büschen zu
verbuddeln, aber ein Schuh ist mit einer übel riechenden gelben Flüssigkeit gefüllt...
Alles wird gut. Gegen 18:00 Uhr hören wir Pferdegetrampel. Jorge kommt mit Perlita zurück.
Kinder hatten das fremde Pferd eingefangen bevor es das Tal verlassen konnte. Ganz ohne
Folgen blieb die Rettungsaktion nicht. Jorge sieht arg zerrupft aus. In dem unwegsamen
Gelände führt reiten ohne Beinschutz zu irreparablen Schäden am Beinkleid des Reiters. 
Zum weiterziehen ist es für heute zu spät. Wir bauen die Zelte wieder auf und Jorge hat
Gelegenheit mit dem Hirten über das Angeln zu fachsimpeln. Der Hirte hat nur einen
einzigen stumpfen Angelhaken. Jorge teilt seine Angelschnur und gibt auch einen neuen
Haken ab.

26.1. Familienzusammenführung
La Perla ist noch da, also kann es weiter gehen. Wir durchqueren wieder einen Urwald mit 
Südbuchen und Araukarien. Im Nachbartal besuchen wir einen schön gelegenen Bergsee der aber
sehr unter der Trockenheit leidet.

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Weiter talaufwärts geht es vorbei an einer kleinen Therme zum nächsten Gehöft.

0287

In dem Gehöft wohnen Verwandte von Valencita und entsprechend erfreut werden wir gegrüßt.
Während Valencita mit ihren verwandten die neuesten Nachrichten austauscht, tauchen in der
Ferne sind Reiter auf. Als die Reiter näher kommen erkennen wir Valencitas Kinder. Sie
bringen neue Lebensmittel.

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Nach dem wir schon ein schlechtes Gewissen hatten dass wir, mit der Buchung der
Verpflegungsoption, den Kindern ihre Mutter weg genommen haben, ist nun die Freude um so
größer dass jetzt wieder alle beisammen sind.

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Gemeinsam ziehen wir nun weiter bergauf zu unserem Tagesziel, dem nächsten Gehöft. Dort
ist Zeit zum reden, spielen, Brot backen, Wäsche waschen.

27.1. Der Tag des Kondors.
Das wird unsere anstrengendste Etappe. Wir stehen früh auf und packen. Die Kinder werden
später alleine nach Hause reiten. Valecita sammelt noch ein Bündel Brennholz und dann geht
es steil aufwärts. Zum Glück ist die Luft noch kühl. Nach der Baumgrenze geht es über die
Alm. Irgendwer hat, hier auf 2100m Höhe, einen Zaun auf gestellt. Inzwischen hat man
eingesehen dass dieses Bauwerk nicht instand zu halten ist.
Weiter oben wächst nur noch stellenweise etwas Gras. Dazwischen Löcher von großen
Nagetieren. Wir sind im Reich des Kondors.

0316

Die Vögel scheinen auch recht neugierig zu sein, denn es dauert nicht lange bis sich am
Himmel ein schwarzer Punkt zeigt. Wir haben einen Kondor gesehen!
Nun, es kommt noch besser. Wanderer scheinen hier ein so seltenes Ereignis zu sein, dass
alle Kondore der Umgebung neugierig angeflogen kommen und direkt über unseren Köpfen
schwebend ihre Flugkünste zeigen.

0336

Ganz besonders freuten sich Jorge und Valencita über den Besuch dieser majestätischen
Vögel. Daran änderte sich auch nichts als wir feststellten, dass Guardian plötzlich weg
war.
Ohne Hund aber immer noch mit Pferd schwenkten wir mal wieder zum kleinen Grenzverkehr
ein. Hier oben machen Grenzen keinen Sinn.

0340

Kurzer Fototermin an der Grenzmarkierung und es geht weiter aufwärts.
Bei stahlblauem Himmel bietet sich uns auf dem Andenkamm ein unvergleichliches Panorama.

0360_Panorama

Im Vordergrund Geröllhalten in allen Farbnuancen von Ocker bis Rot, dazwischen
Altschneefelder und immer wieder einige grüne Tupfer. Dahinter das Vorgebirge aus dem die
Vulkane Sierra Nevada, Llaima, Lonquimay und Tolhuaca ragen.

0354

Der Aufstieg hat sich gelohnt. Aber der Bund Feuerholz, den wir seit heute morgen mit uns
tragen, erinnert uns daran, dass wir nicht lange hier oben bleiben können. Unser
Tagesziel, die Thermen von Pelehue, erreichen wir zum späten Nachmittag.

0373

Die Freude aktive Geysire zu sehen, wird recht schnell durch den starken Geruch nach
Schwefelwasserstoffen getrübt. Während wir Siesta halten, lässt es sich Valecita nicht
nehmen ein Bad in der Therme zu nehmen. Der Ausblick ist zwar herrlich aber der Geruch
nach faulen Eiern stört dann doch etwas. Nein, übernachten wollen wir nicht hier oben. Wir
wollen absteigen. Abzusteigen scheint mit gewissen Herausforderungen verbunden zu sein.
Jorge drückt allen einen Wanderstock in die Hand.

0376

Wozu dieser gut ist zeigt sich wenig später auf halsbrecherischen Pfaden in steilen
Schluchten. Zum ersten Mal in meinem Leben meldet sich mein Knie. „Mein Herr, Sie waren
unaufmerksam und haben mich ohne Not überlastet“! Hier oben bleiben geht nicht, also
Gruppe informieren und langsam weiter und immer gut abstützen. Als wir den nächsten
Hirtenhof erreichen, habe ich genug erlebt für diesen Tag.
Der Hof ist verlassen. Grund für die Abwesenheit von Mensch und Vieh scheint Wassermangel
zu sein. Die Quelle ist ausgetrocknet. Fast – Valencita findet noch ein Rinnsal welches
sich so präparieren lässt, dass sich, mit etwas Geduld, sauberes Wasser entnehmen lässt.

0385

Plötzlich ein Wanderer. Ein einzelner Mensch, hier oben? Na so etwas... Die Begrüßung
fällt überaus herzlich aus. Jorge Junior, Valencitas großer Sohn ist uns entgegen
gekommen. Das ist eine Freude! Viel Zeit zum Reden bleibt heute nicht. Nach dem Abendbrot
fallen wir wie tot in unser Zelt.

28.1. Es geht weiter abwärts.
Ich bin sehr darauf bedacht mein Knie nicht zu überlasten, aber da sich die Gruppe auf
mein Tempo einstellt kommen wir nach einer Stunde heil im Tal an.

0386

Wir haben Zeit und beschließen noch einen kleinen Abstecher ins Seitental zu machen.
Rechtzeitig zum Mittag stößt Patricio mit neuen Vorräten zu uns. Mir ist es geradezu
unheimlich wie sicher er uns in der Wildnis findet.

0388

Nach dem Essen muss sich Patricio leider von uns verabschieden. Er muss an den nächsten
Tagen selbst eine Gruppe führen. Seine Frau wird uns zurück ins Hotel bringen. Wir
bedanken uns für die Hilfe und versprechen in Kontakt zu bleiben.
Jorge Junior geht mit Patricio, wir lassen es uns noch etwas im Schatten gut gehen.
Irgendwann kommt Unruhe in die Gruppe. Perlita geht mal wieder ihrem Nebenjob als
Animateur nach. Die Dame ist trotz Fußfesseln heimlich still und leise bis zum nächsten
Steilhang geklettert. Das ist kein Ort wo Pferd mit Fußfesseln unterwegs sein soll. Also
Schluss mit der Faulhenzerei, packen und weiter. Nach einer Stunde treffen wir Jorge
Junior. Er hat inzwischen 3 schöne Bachforellen gefangen. Der Fluss ist ideal zum Angeln,
Ich bin nicht zu halten, kann aber mit meinem Riesenspinner nichts gegen Jorge Juniors
Gartenfliege ausrichten.
Der nächste Rastplatz ist weiter unten am Fluss. Zelt aufbauen, Angel raus – immer 
beissen die Forellen hier auch nicht. Wir müssen uns mit den bereits gefangenen Fischen 
zufrieden geben.

0390

Das wird unsere letzte Nacht in der Wildnis. Nach dem Essen genieße ich mit Ramona
nochmals den von Fremdlicht freien Sternenhimmel.

29. Rückkehr in die Zivilisation
Der Weg wird breiter, staubiger und irgendwann befahrbar.

0408

Die ersten festen Häuser tauchen auf und dann sind wir wieder an der Polizeistation.

0410

Fünf Wanderer und ein Pferd melden sich zurück aus dem Grenzgebiet. 
Es ist nicht mehr weit bis zu Jorges Sommerhaus. Zum Mittagessen sitzen wir heute auf 
Stühlen an einen richtigen Tisch. Der Nachbar bringt ein Zicklein. Das Tier tut uns leid.
Ramona denkt ernsthaft darüber nach das Tier über Nacht los zu binden.
Später dann findet ein „Angelwettkampf“ statt. Jorge Junior ohne Gartenfliege aber mit
Jorges Spezialköder, Kaffeedose und Bambusstöckchen gegen Jan Kabus mit Spinnangel. Die
erste Forelle erkämpfe ich mir redlich mit einem Präzisionswurf unter die Zweige eines 
überhängenden Busches. Das wars dann aber auch - bei mir.  Eigentlich braucht man kein
teüres Angelgerät. Mit entsprechend Übung eignen sich Kaffeedose und Bambusstöckchen
durchaus um im Gebirgsfluss zielgenau zu werfen und den Köder verführerisch zu führen.
Jorge Junior fängt noch 4 schöne Forellen.

418

Das Abendbrot ist gesichert. Das Zicklein(ganz rechts oben) übernachtet im Schuppen.

30.1. Ruhetag
Transfer zu Jorges Haus. Irgendwie ist bei allen Freude und Erleichterung zu spüren. Die
Kinder freuen sich ihre Eltern wieder zu haben, Patricios Tante, die auf Haus und Kinder
acht gegeben hatte, freut sich die Verantwortung nun wieder abgeben zu können, Jorge freut
sich uns heil und zufrieden zurück gebracht zu haben und wir freuen uns Guardian wieder zu
sehen. Wie zu erwarten war, hat er den Weg nach Hause allein gefunden.
Mittag essen im Kreise der Familie. Es gibt Vorsuppe, Salat und gefüllte Zuccini. Nach der
Siesta besichtigen wir mit den Kindern die nähere Umgebung des Hauses. Für die Kinder
heisst das erst einmal an den Fluß zu gehen. Da wir offensichtlich eine Weile weg bleiben
sollen , schauen wir uns weiter oben am Hang noch einen Basaltfelsen an. Auf dem Weg dahin
wird uns noch einmal bewusst daß hier, innerhalb kurzer Zeit, die Bodenerosion ein
irreparables Ausmaß erreicht hat.
Als wir wieder zu Jorges Haus kommen, ist das Zicklein geschlachtet.

31.1. Abreise
In der Nacht war es wieder kalt. Es dauert lange bis die Sonne ins Tal scheint und das
gefrorene Zelt trocknet. Na hoffentlich hat der Frost dem Kartoffelacker nicht allzu sehr
zugesetzt.
Die Kinder helfen beim Zelt abbauen. Überraschung! Uta kommt uns abholen. Das ist eine
Freude. So gelingt es uns auch besser Feedback zum Reiseverlauf zu geben und zu versuchen
unseren Dank an unsere Gastfamilie zum Ausdruck zu bringen. Wir sind tief beeindruckt von
von der Hilfsbereitschaft und menschlichen Größe unserer Gastgeber.
Der Abschied fällt zum Glück kurz aus. Jorge Junior kommt mit bis Lonquimay. Wir fahren
bis zur Suizandina und verabschieden uns von Uta.
Großes Hallo beim der Ankunft in der Suizandina. Selbstverständlich ist unsere Reisetasche
noch da und das Zimmer ist auch bereit. Wir genießen die Dusche. Wo komme ich an mein
Email – Postfach? Bis zur Bibliothek in Malacuello ist es eine Stunde Fußmarsch den wir
auf der 1PS-Spur der Fernferkehrsstraße absolvieren. Entgegen dem Aushang in der Hosteria
hat die Bibliothek ihre Öffnungszeiten geändert - Schade. Was soll’s, wir fahren mit dem
Bus zurück.



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